Frühlingszeit-Zeckenzeit

Die Saison für Auwaldzecken beginnt bereits früher und endet später, unter guten klimatischen Bedingungen dauert sie nicht selten sogar von Februar bis Dezember. Die Braune Hundezecke überlebt den deutschen Winter üblicherweise nicht im Freien und ist daher selten. Sie kann nach Einschleppung aus dem Ausland innerhalb von Wohnräumen, Tierheimen oder Hundezwingern hierzulande ganzjährig vorkommen. Diese Art kann sich auch in geschlossenen Räumen vermehren, sodass es zu einem Massenbefall kommen kann.

 

Fest steht: Die Zahl der Zecken nimmt zu, und immer neue Arten breiten sich aus. Dr. Frederic Beugnet, Parasitologe beim Pharmakonzern Merial, ist überzeugt, dass Zecken in Europa auf dem Vormarsch sind. Der Klimawandel und die Veränderung in der Agrarlandschaft sind mögliche Gründe. Besonders in warmen Sommern können sich auch die mediterranen Arten bei uns gut entwickeln. Neue Lebensräume für Zecken entstehen durch die Stilllegung landwirtschaftlicher Nutzflächen und den geringeren Einsatz von Pestiziden. Eine Zunahme von Wildschweinen und kleinen Nagern als Wirtstiere begünstigt die Verbreitung von Zecken.

 

In Deutschland kann beobachtet werden, dass die auffällig gemusterte Auwaldzecke ihr Verbreitungsgebiet ausdehnt. Exotische Krankheiten sind jetzt auch in Deutschland registriert worden. Babesiose, Ehrlichiose und Anaplasmose waren klassische Reisekrankheiten des Hundes. Die Vierbeiner infizierten sich vor allem, wenn sie ihre Besitzer im Mittelmeerraum begleiteten. Doch mit der gesteigerten Reisefreude von Halter und Hund kamen in den zurückliegenden Jahren viele durch Zecken infizierte Hunde nach Deutschland zurück.

 

Lange dachte man, die hier auftretenden Erkrankungen seien eingeschleppt. Mittlerweile ist klar: Auch hierzulande können sich Hunde infizieren. Insgesamt hat die Zahl aller Zeckenerkrankungen in den letzten Jahren sprunghaft zugenommen, was - da sind sich die Experten einig - auch an einer verbesserten Diagnostik liegen wird.

 

Zecken gelten als Sommerplage. Aber einige Arten stechen auch im Winter zu. Am aufdringlichsten sind Zecken, wie man es zu kennen meint: zweimal im Jahr, Anfang Juni und Mitte September. Während der wärmeren Jahreszeit sind Zecken in den späten Vormittagsstunden und am frühen Abend besonders mobil. Die Tiere brauchen im Allgemeinen Temperaturen von mindestens sechs bis acht Grad. Ist diese Temperatur im Frühjahr über mehrere Tage erreicht, erwachen Zecken folglich aus ihrer Winterruhe und werden aktiv.

 

Infektionsrisiko durch Zecken

 

Viele Erkrankungen bleiben unentdeckt. Oft treten Symptome erst mehrere Wochen nach dem Stich auf, schwere Erkrankungen erst Jahre danach - die Zecke ist dann längst vergessen. Auch sind die Hinweise auf die Krankheit unspezifisch und schwer zuzuordnen. Müdigkeit, Grippegefühl, Gelenkschmerzen, fast jeder spürt diese Symptome hin und wieder. Eine Blutuntersuchung ist wenig aussagekräftig, denn ein positiver Antikörpertiter beweist keine akute Infektion. Mediziner gehen von vielen unentdeckten Fällen aus. Nach Schätzungen könnte jeder fünfte der vier Millionen Schmerzpatienten sein Leiden einem Zeckenstich verdanken.

 

Rechtzeitiges Entfernen hilft, ist jedoch kein vollständiger Schutz. In der Regel werden die Erreger der Borreliose frühestens nach sechzehn Stunden, Babesien erst nach vierundzwanzig Stunden übertragen. Neuerdings aber gibt es Hinweise auf Infektionen schon nach kurzer Saugphase. Die Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis werden generell schon unmittelbar nach dem Stich übertragen. Die Technik der Zeckenentfernung spielt für das Infektionsrisiko ebenfalls eine Rolle. Zecken, auch wenn sie noch so klein sind, sollten beim Entfernen nicht gequetscht werden, denn dann spucken sie noch einmal kräftig in den Wirt und übertragen womöglich in letzter Sekunde Krankheitserreger. aktiv für die Wissenschaft.

 

Zecken fallen entgegen einem verbreiteten Volksglauben nicht von Bäumen, sondern warten auf der Spitze langer Grashalme oder schaukelnd auf dem Blatt eines Strauchs in etwa einem Meter Höhe auf ihre Opfer.

 

Borreliose

Sie ist bei uns die häufigste von Zecken übertragene Krankheit. Menschen erkranken häufiger und schwerer als Hunde. Nach Schätzungen von Medizinern gibt es pro Jahr mindestens 50.000 Borreliose-Infektionen beim Menschen. Borreliose wird vor allem über den Holzbock übertragen.

 

Wo besteht Infektionsrisiko? Überall in Deutschland sind Infektionen möglich, selbst bei Spaziergängen in den Städten. Allerdings ist das Risiko in Süddeutschland etwas höher als im Norden. Auch die Vorstadien der Zecke, die kleinen Larven und Nymphen, können den Erreger übertragen, sie sind besonders gefährlich, weil sie leicht übersehen und zerquetscht werden.

 

Wie lässt sich die Borreliose erkennen?

Nur etwa die Hälfte der Infizierten erkrankt auch. Beim Menschen fällt oft eine Rötung der Haut um die Einstichstelle auf, die langsam größer wird. Wochen oder Monate später treten Taubheitsgefühle, schmerzhafte Nervenentzündungen oder Lähmungen auf, meist dort, wo der Blutsauger saß. Später, nach ungefähr einem halben Jahr oder mehr, können sich Gelenkentzündungen oder Nervenschmerzen entwickeln. Bei Hunden sind die Symptome vergleichbar, obwohl Hunde seltener erkranken.

 

Wie wird eine Borreliose behandelt?

Besteht beim Menschen der Verdacht auf Borreliose, raten Ärzte dazu, umgehend mit einem wirksamen Antibiotikum zu behandeln, mindestens einen Monat lang. Bei Patienten mit Gelenkentzündungen sollte die Therapie innerhalb von wenigen Tagen ansprechen. Vorbeugend existiert für Hunde eine Borreliose-Impfung, sie bietet jedoch keinen hundertprozentigen Schutz.

 

Womit muss bei Borreliose gerechnet werden?

Nicht rechtzeitig behandelt, kann die Infektion chronisch werden und bei Mensch und Tier zu Nervenerkrankungen oder wiederkehrenden Gelenkschmerzen führen.

 

Babesiose

Die Erreger der Babesiose sind kleine Einzeller. Sie werden von der Auwaldzecke auf den Hund übertragen. Die Krankheit ähnelt in manchem der Malaria und wird daher auch Hundemalaria genannt. Die Einzeller befallen und zerstören die roten Blutkörperchen. Daher wird bei der Babesiose als häufigstes Symptom Blutarmut festgestellt. Die in Deutschland vorkommende Art Babesia canis befällt ausschließlich Hunde.

 

Wo besteht ein Infektionsrisiko?

Die Babesiose war früher als Reisekrankheit in den Schlagzeilen, kommt nun aber durch die Ausdehnung des Verbreitungsgebiets der Auwaldzecke auch in Deutschland vor. Die Babesien wandern vom Zeckendarm in die Speicheldrüsen der Zecke, sobald sie zusticht. Etwa einen Tag braucht der Einzeller vom Darm der Zecke bis zu den Speicheldrüsen. Diese Zeit bleibt den Hundehaltern, die Zecke zu finden und zu entfernen.

 

Woran kann die Babesiose erkannt werden?

Manche Hunde zeigen keine Symptome, andere haben sehr hohes Fieber (bis 42 Grad), sie verlieren Appetit, sind matt, müde und nicht zu motivieren. Mit der Zeit verlieren sie sichtbar an Gewicht. Später entwickeln sie Blutarmut und Gelbsucht. Bei massenhafter Zerstörung der roten Blutzellen färbt sich der Urin dunkelrot. Bei Beteiligung des Zentralnervensystems kann es zu Lähmungen, epileptischen Anfällen und Bewegungsstörungen kommen.

 

Wie wird Babesiose behandelt?

In der Regel werden Babesien mit dem Medikament "Cabesia" behandelt.

Dieses wird in einem Abstand von 14 Tagen, jeweils mit einer Injektion

dem erkrankten Tier verabreicht.

Viele Hunde benötigen zusätzlich Flüssigkeit über den Tropf und eventuell eine Bluttransfusion.


Womit muss man rechnen?

Chronische Infektionen an Babesiose sind möglich.

 

Ehrlichiose, Anaplasmose

Ursache beider Krankheiten sind Bakterien. Hunde sind vor allem in Südeuropa gefährdet. Ehrlichiose wird von der bei uns seltenen Braunen Hundezecke übertragen. Überträger der Anaplasmose ist der europaweit auftretende Holzbock. Die Bakterien der Gattung Rickettsia dringen in die weißen Blutzellen ein und werden so in Lymphknoten, Leber und Knochenmark transportiert.

 

Woran lässt sich Ehrlichiose bzw. eine Anaplasmose erkennen?

Tiere, die akut an Ehrlichiose erkrankt sind, leiden unter hohem Fieber, ihre Lymphknoten schwellen an, sie sind apathisch. Chronisch an Ehrlichiose erkrankte Hunde magern ab, zeigen deutliche Blutungsneigung. Menschen können sich mit der Hunde-Ehrlichiose nicht infizieren. Bei der Anaplasmose können zusätzlich Lahmheit, Husten und Magen-Darm-Symptome auftreten. Menschen können Hunde-Anaplasmose bekommen. Nach dem heutigen Wissensstand ist das Risiko in Deutschland gering. Therapie: Antibiotika.

 

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSM E)

Das FSME-Virus, durch den Gemeinen Holzbock übertragen, verursacht beim Menschen eine Hirnhaut- und Hirnentzündung, es wird beim Stich mit dem Speichel der Zecke übertragen. Infektionen sind theoretisch überall in Deutschland möglich, werden aber vermehrt in Bayern und Baden-Württemberg registriert.

 

Woran lässt sich FSME erkennen?

Die Symptome sind oft unklar. Mattigkeit, Fieber und Bewegungsstörungen können Hinweise sein, im späteren Verlauf können auch Halsbeugestörungen auftreten. Auch Hunde können sich infizieren, sie erkranken jedoch selten. Ist die Krankheit einmal ausgebrochen, gibt es kein wirksames Medikament dagegen. Für den Menschen existiert eine effektive Schutzimpfung, die auch bei Kindern ab einem Jahr möglich ist, führt bei kleineren aber häufig zu Fieber.esiose und Ehrlichiose macht die Parasiten attrWo stechen Zecken am liebsten zu?

Manche Zecken bewegen sich bis zu zwei Stunden auf der Suche nach der richtigen Stelle umher, bevor sie zuschlagen. Sie bevorzugen spärlich behaarte Stellen mit dünner Haut. Bei Hunden finden sie diese am Kopf, an den Ohren, am Hals, im Zwischenzehenbereich, an Bauch und Schenkelinnenseiten. Beim Menschen lieben Zecken besonders gut durchblutete Hautpartien. Das sind die Kopfhaut, Ohren, Hals, Arm- und Kniefalten, Leisten, Hände und Füße. Die Zecken graben mit ihren Mundwerkzeugen einen Hohlraum in die Haut des Wirts. Der füllt sich mit Blut, das von der Zecke aufgesogen wird. Damit das Opfer von den Machenschaften der Zecke nichts bemerkt, befinden sich in ihrem Speichel betäubende und gerinnungshemmende Substanzen.

 

Wie werden Zecken richtig entfernt?

Vorsicht: Hausmittel zum Entfernen von Zecken können gefährlich sein! Cremes, Öl, Alkohol oder Nagellackentferner auf der Zecke kann den Quälgeist töten. Infizierte Zecken sondern jedoch im Todeskampf vermehrt erregerhaltigen Speichel in ihren Wirt. Besser ist das schonende Entfernen mit Zeckenzange, Zeckenkarte oder mit den Fingern. In einer schwedischen Studie wurde untersucht, ob Knoblauch die Zecken den Menschen vom Leib halten kann. Das Ergebnis: Knoblauchesser hatten signifikant weniger Zecken als die Testpersonen mit einem Placebo. Verlassen kann man sich auf die Kraft der Knolle allerdings nur bedingt, für Hunde ist sie ohnehin giftig und verboten.

 

Soll man ziehen oder drehen? So wird das Krabbeltier richtig entfernt: Zecken haben kein Gewinde, sondern Mundwerkzeuge, die mit Widerhaken versehen sind. Sie werden deshalb herausgehebelt und nicht -gedreht. Lässt das Tier nicht los, sollte man dreißig Sekunden leichten Zug ausüben, bis der Blutsauger loslässt und sich abnehmen lässt.

 

Eine Hautrötung an der Einstichstelle tritt nicht bei jeder Infektion auf. Das Fehlen einer Rötung ist kein Beweis für das Ausbleiben einer Infektion. Eine ringförmige Rötung der Haut um die Einstichstelle entwickelt sich nur in Dreiviertel der Borreliose-Infektionen. Deshalb sollte man sich nicht nur auf dieses Symptom verlassen.

 

Bei Hunden wird die Wanderröte selten beobachtet und ist ohnehin durch das Fell verdeckt. Bei Babesiose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis-Infektionen (FSME) entsteht erst gar keine Hautrötung.